Das „Made in Austria IndustriePANEL: Zukunft Produktionsarbeit Österreich“ – organisiert von TU Wien, Fraunhofer Austria, FHWien der WKW, EIT Manufacturing East und dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) – stellt regelmäßig die Ist-Situation und aktuelle Zukunftserwartungen der Produktionsindustrie in Österreich dar. Dazu wird einmal im Jahr eine Umfrage durchgeführt, an der über 100 Vertreter*innen der österreichischen Industrie teilnehmen. Die Ergebnisse der Studie, sowie Expertenvorträge aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, werden beim jährlich stattfindenden „Made in Austria IndustrieFORUM“ präsentiert. Wir haben mit Prof. Sebastian Schlund, dem Initiator von „Made in Austria“ über die Zielsetzungen und aktuellen Fragestellungen gesprochen.

Prof. Schlund, warum ist es so wichtig, den Status Quo der Unternehmen regelmäßig zu erfragen?
Das Wissen über die Sorgen und Herausforderungen, die die Unternehmen in Österreich beschäftigen, aber auch über den Status Quo beispielsweise ihrer Technologisierung und Digitalisierung ist aus mehrerlei Gründen wichtig und nützlich. Zum einen dient es uns Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der angewandten Forschung dabei, die relevanten Anforderungen und Zukunftsthemen zu identifizieren. So kann sichergestellt werden, dass genau an den Lösungen gearbeitet wird, die die Industrie dringend braucht. Innovationen können dann zielgerichtet dabei unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit in Österreich hoch zu halten. Zum anderen dienen die Ergebnisse des „IndustriePANEL“ auch als Indikator für die Erwartungen der österreichischen Industrie. Die in der Umfrage gewonnen Erkenntnisse werden aufbereitet und jährlich als Studie öffentlich zugänglich gemacht. So kann auch die Politik darauf aufmerksam gemacht werden, wo der Schuh drückt und wo Handlungsbedarf besteht. Die sorgfältig wissenschaftlich aufbereiteten Ergebnisse liefern hier eine belastbare Argumentationsgrundlage.
Haben die teilnehmenden Unternehmen davon auch einen sofortigen Nutzen?
Abgesehen vom langfristigen Nutzen der zielgerichteten Forschung an den relevanten Lösungen haben die teilnehmenden Unternehmen sofort den Vorteil, dass sie zu einer kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung „IndustrieFORUM“ am 13. Oktober 2023 eingeladen sind. Unsere Umfrage, die sich in etwa 20 Minuten ausfüllen lässt, richtet sich vor allem an Geschäftsführer*innen, Betriebsleiter*innen und Produktionsleiter*innen. Am IndustrieFORUM 2023 bieten wir dieser Personengruppe spannende Vorträge, eine Plattform für Vernetzung und ermöglichen den Austausch zwischen Wirtschaft und Forschung, sodass sich neue Einblicke und Kooperationen eröffnen.
Was konnte durch die Studie bereits herausgefunden werden?
In den vergangenen Jahren konnten wir beispielsweise beobachten, dass Algorithmen des maschinellen Lernens bereits in in der Produktion und in den produktionsnahen Bereichen der österreichischen Industrie angekommen sind. Zwischen den Jahren 2021 und 2022 war ein sprunghafter Anstieg der Nutzung von KI-Anwendungen um 19,5 Prozentpunkte zu verzeichnen. Was die menschliche Arbeit in der Produktion betrifft, haben wir festgestellt, dass die Unternehmen einen generellen Anstieg der Zahl der Beschäftigten bei gleichzeitiger Reduktion der Anzahl der Mitarbeiter*innen in Produktion und in produktionsnahen Bereichen erwarten. Das sind allerdings nur zwei Beispiele. Insgesamt betrachten wir jedes Jahr etwa 30 Fragen, und fast jede einzelne davon lässt interessante Schlussfolgerungen zu. Wer es im Detail nachlesen möchte, kann die Studie auf der Webseite von Made in Austria kostenlos herunterladen. Ein Teil der Fragen wird jedes Jahr gestellt, um eine Langzeitbeobachtung der Lage zu ermöglichen. Ein anderer Teil der Fragen ist an die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation angepasst um flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können. Nachdem wir uns letztes Jahr den Instabilitäten der Lieferketten zugewendet haben, so ist es heuer in Anbetracht der Nachhaltigkeitsthematik die Kreislaufwirtschaft, der wir ein paar eigene Fragen widmen. Wir freuen uns über jeden weiteren Teilnehmer an unserer Umfrage!
Vielen Dank für das Gespräch!